top of page
Rowan Tree

4/4 March

Traditional

Die gemeine Eberesche, der Vogelbeerbaum, Sorbus aucuparia. Ein unscheinbarer und genügsamer Laubbaum von geradezu mysthischer Bedeutung in Schottland.

Das Wort Rowan ist die anglisierte Form des gälischen Wortes caorann - die rote Beere - also die Vogelbeere. Wer Rowan zum Vornamen hat, ist natürlich keine Beere. Der Name ist auch überhaupt nicht diminutiv gemeint. Die Bedeutung ist Rotschopf, oder allenfalls kleiner Rotschopf - mit direktem Bezug zum Rowan Tree ist dieser Rotschopf der Schützende, der Zähe, der Genügsame.

In der Mythologie gilt der Baum generell als ein Symbol für Glück und Schutz. Der Vogelbeerbaum ist ein äusserst robuster Baum, der an hellen Orten fast überall gedeiht. Darum trifft man ihn eher freistehend als in Wäldern an. Im Bereich der skandinavischen Waldgrenze, welche grundsätzlich von der nördlichen Lage definiert wird, ist der Rowan Tree oft die letzte anzutreffende Baumart, wenn sich ein Reisender in nördlicher Richtung bewegt. Kein Wunder gilt der Rowan Tree in der keltischen Mythologie als etwas ganz Besonderes.

Rowan Tree Berry_zkhg.jpg

Vogelbeeren 

Bis in die heutige Zeit hat der Rowan Tree nichts von seiner Magie verloren. Hier zum Beispiel ein liebevolles Portraitbild aus dem "Herald" über den einsamsten Baum Schottlands.

Der Ursprung der Melodie von Rowan Tree ist unbekannt, der heute noch gesungene Liedtext stammt von Carolina Oliphant, Lady Nairne (1766 - 1845). 

Rowan Tree_zkhh.jpg

Rowan Tree, The Cuillins, Isle of Skye

In der nordischen Mythologie wurde auch die erste Frau aus der Eberesche geschaffen (der Mann aus der Esche). Und in der Unterwelt rette eine Eberesche dem Donnergott Thor, Odins Sohn,  das Leben, in dem sich Thor dank eines herabhängenden Astes einer Eberesche aus einem reissen Fluss an sichere Ufer retten konnte.

Eine magische Kraft wird in Schottland nicht nur dem Baum sondern auch seinen leuchtend roten Beeren zugeschrieben (welche biologisch zu den Apfelfrüchten und nicht zu den Beeren zählen): ihre Kelchzipfel sind fünfzackig. Das Pentagramm, der fünfzackige Stern, ist ein wiederum ein nordisches Schutzsymbol.

In der Highland-Kultur wurde dem Rowan Tree besondere Sorge getragen. Sein Holz wurde einzig zum (sparsamen) Bau von harten Spezialwerkzeugen verwendet. Seine Früchte, die Vogelbeeren, werden aber durchaus genutzt und heute in Schottland hauptsächlich zu Jelly verarbeitet, welcher zu Wildspeisen gereicht wird.

Rowan_Tree_zkjjh.jpg

"The loneliest tree in Scotland", A82, Rannoch Moor

Der Text wurde 1822 erstmals publiziert. Carolina Oliphant entstammt väterlicher- und mütterlicherseits einer überzeugten jakobitischen Familie. Lady Nairne ist eine Zeitgenossin von Robert Burns. Sie schrieb Gedichte und Lieder (darunter Will ye no' come back again?). Manches ihrer Werke wird heute auf den ersten Blick eher Robert Burns zugeschrieben und ihr Name ist nur noch in Fachkreisen bekannt, was viel mit den Umständen zu tun hat, unter denen sie jakobitisches Lieder und Gedichte zu publizieren wagte.

Carolina_Oliph_kkjk.jpg

Carolina Oliphant

Nach dem Kollaps des letzten Jakobitenaufstandes im Jahre 1746 waren Lieder und Gedichte mit jakobitischem Bezug in Schottland jahrzehntelang verboten. So publizierte Lady Nairn lange Zeit anonym oder unter verschiedenen Pseudonymen (andere, wie der Musikverleger George Thomson in Edinburgh gaben jakobitische Lieder ausländischen Komponisten wie Beethoven zur "Bearbeitung", um sie anschliessend mit umso mehr Pomp verkaufen zu können, was von manchem Historiker als Raubzug auf die Highland-Kultur bezeichnet wird). Lady Nairn hat mit ihrem lebenslangen Engagement jedenfalls einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass wichtige Teile der schottischen Musik und Lyrik nicht nur überlebt haben, sondern weltweit populär wurden.

The Rowan Tree

 

Oh! rowan tree, oh! rowan tree,
Thou'lt aye be dear to me,
En twin'd thou art wi' mony ties
O' hame and infancy.
Thy leaves were aye the first o' spring,
Thy flow'rs the simmer's pride;
There was na sic a bonnie tree
In a' the countrie side.
Oh! rowan tree.

 

How fair wert thou in simmer time,
Wi' a' thy clusters white,
How rich and gay thy autumn dress,
Wi' berries red and bright.
On thy fair stem were mony names,
Which now nae mair I see;
But thy're engraven on my heart,
Forgot they ne'er can be.
Oh! rowan tree.

 

We sat aneath thy spreading shade,
The bairnies round thee ran,
They pu'd thy bonnie berries red,
And necklaces they strang;
My mither, oh! I see her still,
She smiled our sports to see,
Wi' little Jeanie on her lap,
And Jamie on her knee.
Oh! rowan tree.

 

Oh! there arose my father's prayer
In holy evening's calm;
How sweet was then my mother's voice
In the Martyr's psalm!
Now a'are gane! We meet nae mair
Aneath the rowan tree,
But hallowed thoughts around thee
Turn o'hame and infancy.
Oh! rowan tree.

Als Dudelsack-Tune gehört Rowan Tree zu den populärsten 4/4-Märschen und wird von Massed Pipes & Drums-Formationen gerne als Standardset zusammen mit Scotland the Brave gespielt - zwei völlig gegensätzliche Stücke, die sich gerade darum wunderbar ergänzen und für den Zuhörer spannend klingen.

Massed Pipes & Drums, Perth, 25.1.2020

bottom of page